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Jüdische Friedhof Aufhausen üd

Bis Ende des 16. Jh. gehörte das Dorf denen von Schenkenstein, 1613 kam es in den Besitz der Grafen von Oettingen. Schon 1560 wird in den Urkunden ein Jude Abraham als in Aufhausen wohnhaft erwähnt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg siedelten die Grafen von Oettingen verstärkt hier Schutzjuden an.
Die jüdische Gemeinde errichtete 1730 eine Synagoge und Anfang des 19 Jh. eine israelitische Schule, die bis 1872 bestand. Ihre Blütezeit erlebte die jüdische Gemeinde um 1850, als sie 380 Mitglieder zählte. Die jüdischen Mitbürger lebten vom Handel mit Vieh und Getreide sowie vom Hausiererhandel. Einige von ihnen brachten es zu einem bescheidenen Wohlstand.

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1925 wurde die jüdische Gemeinde, die seit 1832 zum Rabbinat Oberdorf gehörte, aufgelöst, die Synagoge geschlossen und verkauft. An ihrer Stelle steht heute ein Bauernhaus.
Von den fünf jüdischen Bürgern, die 1933 noch in Aufhausen wohnten, wurden drei in den Konzentrationslagern ermordet, einer fiel den Euthanasiemorden zum Opfer und einem gelang die Auswanderung nach England.

Zur Geschichte der jüdischen Friedhöfe
In vielen Städten lebten im Mittelalter Juden. Ihre Friedhöfe errichteten sie außerhalb der Stadtmauern. Nach den Judenverfolgungen des 13./14. Jhs. und nach den Judenausweisungen aus den Städten um 1500 wurden viele Friedhöfe zerstört. Manchmal erinnern Flurnamen an einen ehemaligen jüdischen Gottesacker.
Nach ihrer Vertreibung aus den Städten fanden die Juden Schutz bei verschiedenen Herrschaften. Selbstverständlich war der Schutz nicht kostenlos. In diesem Fall sprechen wir dann von Schutzjuden. Die Herrschaften erlaubten auch das Anlegen von Friedhöfen.
Im 19. Jh. konnten sich die Juden im ganzen Land niederlassen und haben dann auch ihre eigenen Friedhöfe errichtet. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden viele Friedhöfe geschändet. Teilweise wurden sogar Grabsteine entfernt und zum Straßen- und Mauerbau verwendet. Nach dem Krieg wurden viele Friedhöfe wieder hergerichtet. Leider kommen auch heute noch Schändungen jüdischer Begräbnisstätten vor.

Die Friedhofsregeln
Die Vorschriften der Friedhofsregeln sind in der jüdischen Religions- und Rechtsliteratur niedergeschrieben und beruhen auf biblischer Grundlage. Besonderheiten in den Friedhofsordnungen von einem Ort zum anderen sind auf die allgemeinen Gesellschaftsentwicklungen zurück zu führen.
Laut den religiösen Vorschriften muss der jüdische Friedhof etwa 50 Ellen (eine Elle = ca. 50 cm) außerhalb der Ortschaft liegen und von einer Mauer umgeben sein. Das Friedhofstor sollte abschließbar sein, um Störungen zu vermeiden. Zwischen den einzelnen Gräbern ist ein 6-Handbreit-Abstand vorgeschrieben.
Der Friedhof darf nicht als Abkürzung benutzt werden. Früchte, die auf dem Friedhof wachsen, dürfen nicht gegessen werden, ebenso darf hier das Vieh nicht weiden. Beerdigungen finden nur wochentags statt. Am jüdischen Wochenende und an Feiertagen ist der Friedhof geschlossen, da man an diesen Tagen der Freude und nicht der Trauer verpflichtet ist.
Der Friedhofsbesuch ist ebenfalls nur an Wochentagen gestattet. Auf den Gräbern finden sich immer wieder kleine Steine – ein Zeichen, dass das Grab von Angehörigen besucht wurde. Dieser Brauch ist uralt und dürfte bis zum nomadischen Ursprung der Israeliten zurückgehen.
Der Besuch eines jüdischen Friedhofes sollte freilich nicht mit einem Spaziergang durch ein Museum verwechselt werden. Hebräisch wird der jüdische Friedhof Beth Alam genannt, was soviel wie Haus der Ewigkeit bedeutet. Das heißt auch, dass der jüdische Friedhof für die Toten Ruhestätte für alle Zeiten ist.
Die Grabsteine sind alle geostet und „blicken“ sozusagen nach Jerusalem, denn von da erhoffen sich die Toten die Auferstehung beim Kommen des Messias. Da alle Menschen vor Gott gleich sind, sind auch die Vorschriften dementsprechend. Laut Vorschrift sollen alle Toten in einem einfachen Holzsarg beigesetzt werden. Einfach, klein und schlicht sollten auch die Grabsteine sein. Bei einem Friedhofsbesuch kann man sich vom Gegenteil überzeugen. Oft steht der Grabstein in direktem Zusammenhang mit dem Geldbeutel.
Die Totenruhe darf nicht gestört werden! So kommt auch eine Exhumierung nicht in Frage. Die Erde, in der ein Jude gebettet wird, ist sein Eigentum auf ewig. Daher wird ein jüdischer Friedhof auch nie aufgelassen und kein Grab mehrmals belegt.
Jüdische Männer besuchen einen Friedhof nur mit Kopfbedeckung, auch von Nichtjuden wird dies als Zeichen der Ehrfurcht erwartet. Da der Tote als unrein gilt, müssen die Hände nach Verlassen des Friedhofs gewaschen werden. Ein Eimer mit Wasser und ein Handtuch sind am Ausgang vorhanden.

Die Lage
Der jüdische Friedhof von Aufhausen liegt in einem malerischen Tal, das hinauf auf das Härtsfeld führt, unter dem Bergfried der Schenken von Schenkenstein. Der Bergfried wurde im Bauerkrieg 1525 vom Ellwanger Haufen zerstört und nicht mehr aufgebaut.

Der Friedhof
Zu den eindrucksvollsten Zeugen der reichen jüdischen Geschichte in unserem Land gehören auch die jüdischen Friedhöfe. Sie sind oft das Einzige geblieben, das an einem Ort daran erinnert, dass hier Juden gelebt haben. Der jüdische Friedhof von Aufhausen ist einer von 144 jüdischen Friedhöfen in Baden-Württemberg und einer von vier jüdischen Friedhöfen im Ostalbkreis. Der jüdische Friedhof Aufhausen gehört der Israelitischen Religionsgemeinde Baden-Württemberg und wird von der Stadt Bopfingen gepflegt.
Zurzeit gibt es auf dem Friedhof 344 Grabsteine, sicher waren es einmal mehr. Viele Grabsteine, vor allem die aus Kalkstein, konnten der Witterung nicht standhalten.
Hier in Aufhausen haben Juden seit der zweiten Hälfte des 16. Jh. bis 1940 ihre letzte Ruhestätte gefunden. Als die Juden 1685 aus Baldern vertrieben wurden, haben sie die Grabsteine ihrer Toten mitgenommen und auf dem Friedhof in Aufhausen wieder aufgerichtet. Seit 1665 durften die Lauchheimer Juden den Friedhof gegen Gebühr mitbenutzen.
Im 19. und 20. Jh. wurden auf dem Gottesacker auch Juden aus Bopfingen, Ellwangen und Oberdorf beigesetzt. Zu den wohl bekanntesten Persönlichkeiten, die auf dem Friedhof beerdigt sind, zählt der in Lauchheim geborene Philanthrop, Antiquar und Gründer des württembergischen israelischen Waisenhauses Isaak Heß (gest. 1866) sowie der Bopfinger Stadtarzt Dr. Moritz Benedikt (gest. 1930). Insgesamt sind Juden aus 35 Ortschaften hier beerdigt.

Die Symbole
Auf vielen Grabsteinen des Friedhofes finden sich Symbole, die eine Besonderheit des hier Bestatteten darstellen. Die häufigsten Symbole sind:
Der Krug (auch in Kombination mit einem Teller). Der weist den hier Bestatteten als aus dem Stamm Levi abstammend aus. Die Leviten dienten in biblischer Zeit im Tempel in Jerusalem – ihr Symbol ist der Krug mit dem reinigenden Wasser. Meist erkennt man einen Nachkommen eines Leviten am Familiennamen Levi, Löw, Löwental o. ä.
Die segnenden Hände weisen darauf hin, dass der hier Bestattete Nachkomme eines Priesters ist (hebr. Cohen). Der Priester erteilte den Segen. Auch hier weist gewöhnlich der Familienname auf die Herkunft aus einer Cohanim-Familie der biblischen Zeit hin, z. B. Cahn, Kahn, Cohen, Kuhn u. a.
Das Schofarhorn zeigt an, dass der hier Bestattete an hohen Festtagen in der Synagoge das Schofar geblasen hat. Dies war zum einen eine schwierige Aufgabe, zugleich aber eine hohe Auszeichnung.
Das Messer weist darauf hin, dass der hier Bestattete das Ehrenamt der Beschneidung in der jüdischen Gemeinde hatte.
Der Davidstern, die Menorah und die Rose sind allgemeine Symbole des Judentums.
Tiere stehen oft für den Familiennamen (z. B. Hirsch, Löwe u. ä.).
Die abgebrochene Säule, die geknickte Blume, sind Symbol dafür, dass der Verstorbene aus der Blüte des Lebens gerissen wurde.


Text und Fotos:
Stadtarchivar Felibole de

©: Texte (und Bilder) mit freundlicher Genehmigung der Stadt Bopfingen

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