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Traumhafte Rundreisen / Europa / Griechenland / Thasos

Antike Stadt Thasos Besonders Sehenswert

Der antike Inselstaat Thasos mit seiner Hauptstadt Thasos auf der gleichnamigen Insel entwickelte sich ab etwa 680 v. Chr. im Zuge der griechischen Kolonisationen in der Nordägäis. Bereits ab dem 6. Jh. v. Chr. kamen Stadt und Insel zu großer Bedeutung in der griechischen Welt und zu höchster Blüte, was mit Abstrichen und Unterbrechungen Jh.e anhielt. Bei einer Gesamtbevölkerung auf der Insel im 5. Jh. v. Chr. von 60.000 bis 80.000 erreichte die antike Stadt Thasos eine Einwohnerzahl von etwa 20.000. Im 7. Jh. n. Chr. war die Stadt zerstört und verödet.

Gründung und Entwicklung der antiken Stadt

35 km vom Festland entfernt, unter dem Schutz des Kap Evraiokastro im Osten und des Kap Pachys im Westen, profitiert die antike Stadt von einer Zahl von Vorteilen, die die Kolonisatoren aus Paros nutzen konnten. In günstiger geographischer Lage, an einem Kreuzungspunkt der Seewege, in einer fruchtbaren und wasserreichen Küstenebene, mit anstehendem Marmor in unmittelbarer Nähe, einer Akropole nahe am Meer, ließ sich eine geschützte Siedlung entwickeln.
Im Bereich der antiken Stadt Thasos befanden sich nach archäologischen Erkenntnissen in vorkolonialer Zeit verschiedene Siedlungsstellen. Baureste und datierbare Keramik aus den Wohnvierteln am Hermes-Tor zeugen von der Gründung und Entwicklung eines ausgedehnten Wohnbereiches, der im 8. Jh. v. Chr. angelegt und bis in die frühchristliche Zeit genutzt wurde. Auch im Bereich des Herakleion und des Dionysion haben sich Hinweise auf prähistorische Besiedlung Ende des 8., Anfang des 7. Jhs. v. Chr. ergeben. Eine mächtige Eisenschlackenschicht aus archaischer Zeit im Bereich des Artemis-Tempels lässt frühe berg- und hüttenmännische Aktivitäten als gegeben erscheinen.
  • 7. Jh. v. Chr.
    Bereits im 7. Jh. v. Chr. entsteht im Südwesten der bedeutendste Kultbezirk der Stadt, das Herakleion, zu Ehren des melkartischen Herakles, mit einem bescheidenen Tempel (10 × 7 m) mit Opfergruben im Norden und einem mittig angeordneten Altar. Das Artemision wird im Zentrum der geplanten Stadt errichtet. Unter den verschiedenen Grabungsfunden befanden sich als Opfergaben Gefäße und Terrakotten aus der zweiten Hälfte des 7. Jhs. v. Chr. bis in römische Zeit, eine Tatsache, die die frühe Blüte des Kultes an dieser Stelle, sowie den lang anhaltenden Bestand des Heiligtums nachweisen.
    Auf dem Fels des nördlichen Akropolis-Gipfels wird eines der wichtigsten Verehrungsstätten der Stadt, das Pythion, mit dem Tempel des Pythischen Apollon errichtet. Den Zugang zum Temenos schmückten die Reliefs eines Panthers und eines Löwen. Besonders eindrucksvoll ist im Osten des Pythion ein mächtiger, bis auf 10 m Höhe erhaltener antiker Abschnitt der Stadtmauer von 30 m Länge aus großen, flachen Gneisblöcken. An dessen nordwestlicher Stützmauer entdeckte man im Jahre 1914 den heute im Museum der Stadt stehenden Kouros. Auf dem mittleren Felsengipfel der Akropolis wird Mitte des 7. Jhs. v. Chr. auf einer nach Nordwesten angeschütteten Terrasse der erste archaische Tempel der Athena Poliouchos und Patroie, der Stadtgöttin und Schützerin der Stadt, geweiht: Fundamente auf einer Länge von 16 m innerhalb der Cella des etwa 150 Jahre später errichteten Tempels, Reste einer hangseitigen Terrasse und Bruchstücke von Keramikfigurinen, Vasen und Votivschalen weisen auf archaischen Ursprung hin.
    Die Gründungsplätze der bedeutendsten Heiligtümer, des Artemision, des Herakleion im Bereich der unteren Stadt, sowie des Pythion und des Athenaion auf der Akropolis, sind früh festgelegt worden und dienten als feste Punkte bei der räumlichen Stadtplanung. Am Ende des 7. Jhs., entwickeln sich zwei Siedlungs- und Wohnbereiche, wovon der eine um das Herakleion, der andere nahe am Artemision liegt. Sie sind durch eine Straße verbunden, die zwischen Akropolis und Meer einer Isohypse in Südwest-Nordost-Richtung folgend in ihrem Verlauf bis in die Kaiserzeit erhalten geblieben ist. Diese breite plattenbelegte Hauptverkehrsachse, auch „Straße des Heiligtums der Chariten“ genannt, führt schließlich vom Caracalla-Bogen im Südwesten bis zur Passage der Theoroi im Osten.
  • 6. Jh. v. Chr.
    Am nordöstlichen Ende der Straße der Theoroi wird das meistverehrte Monument der Stadt, das des Glaukos, einem der Gründerväter der Stadt, der mit Archilochos im 7. Jh. v. Chr. die Insel kolonisierte, aufgerichtet. Das Denkmal wird später in die nordöstliche Säulenhalle der Agora versetzt.
    Die wichtigsten frühen Verehrungsstätten werden vergrößert: Das Herakleion erfährt Anfang des 6. Jhs. v. Chr. eine Erweiterung auf eine Fläche von 85 × 50 m. Im Zentrum des eingetieften ummauerten Zentralplatzes liegt der frühe Altar (13 × 5,70 m), im Süden wird ein Gebäude mit Säulenvorhalle und fünf Räumen errichtet, die wahrscheinlich für Bankette bei Kultfeiern genutzt wurden. Auf den Altar ausgerichtet entsteht auf erhöhter Terrasse anstelle des ersten frühen Heiligtums ein dorischer Antentempel (17,4 × 7,4 m). Auch im Artemision wird auf hoher Terrasse (33 × 33 m) ein Altar oder Tempel erbaut. Südlich des Herakleion und nördlich des Hermes-Tors wachsen neue Wohnviertel. Zwischen diesen beiden Siedlungsbereichen entwickelt sich ein städtischer Platz, die später ausgebaute Agora. Bei den heute noch eindrucksvollen Ruinen des Athenaion handelt es sich um ein zum Ende des 6., Beginn des 5. Jhs. geschaffene Plattform von 55 × 35 m. Diese ist über der ersten Terrasse des 7. Jhs. v. Chr. an den anstehenden Felsen aufgeschüttet und im Westen und Norden von einer hohen Stützmauer aus mächtigen, rechtwinkligen Marmorblöcken umgeben. Der darauf neu errichtete amphiprostyle Athena-Tempel besteht aus einem westlichen Pronaos, einer Cella und einem östlichen Opisthodom. Der Altar wird westlich des Pronaos vermutet. Der Zugang erfolgt an der Ostseite über ein monumentales, über 8 m angestuftes Propylon. Gleichzeitig ist die im Süden angrenzende Stadtmauer in Bau. Die in der Mauer verbauten Marmorblöcke stammen aus dem zerstörten archaischen Tempel. Das Thesmophorion, ein Heiligtum der Demeter und der Kore, wird in das Ende des 6. Jhs. v. Chr. datiert. Es steht im äußersten Norden von Kap Evraiokastro über einer etwa 30 m langen Stützmauer aus großen Gneisblöcken. Funde von gebrannten Traufziegeln, Figurinen und Inschriften, die die Verehrung von Zeus, Athena, Artemis und der Nymphen bezeugen, weisen auf Opfer- oder Dankfeste hin, die ab etwa 480 v. Chr. zu Ehren der Athena Patroie von den thasitischen Frauen,[2] den Patrai, außerhalb der Stadtmauern gefeiert wurden.
  • 5. Jh. v. Chr.
    Der wachsende Reichtum und die starke Bautätigkeit der Stadt basieren zu einem nicht unwesentlichen Teil auf dem in diesem Jh. erfolgenden untertägigen Goldabbau innerhalb des Stadtbereiches, unter der Akropolis von Thasos. Eine der Verbindungen aus der Stadt zu den Stolleneingängen stellt die vom Artemision zur südlichen Höhe der Akropolis geführte Straße dar. Auf dem Felsgipfel entsteht das Pan-Heiligtum, eine halbkreisförmige, im Inneren mit einer Bankett-Szene geschmückte Nische.
    Das Jh. der großen architektonischen Realisierungen in der Stadt beginnt mit dem Bau der Stadtmauer, die der Manifestierung von Macht und Reichtum dient und gleichzeitig die Grenzen der antiken Stadt festlegt. Der Kreis der Umwallung ist etwas mehr als 4 km lang und umfasst einen Bereich, der bis dahin nur wenig bewohnt ist. Zum Schutz des geschlossenen Hafens erhält dieser eine eigene Hafenmauer. Der Mauerbau fällt in die Zeit der persischen Bedrohung. Nach Belagerung der Stadt durch Histiaios, forcieren die Thasiten den Schiffbau und verstärken die Stadtmauer.[3] Wenige Jahre später muss diese Umwallung auf Befehl Dareios I. geschleift werden, woraufhin die Thasiten diese umgehend wiederum restaurieren. Im Jahre 463 v. Chr. befehlen die Athener, die Mauer niederzureißen. Eine neuerliche Instandsetzung erfolgt gegen Ende des 5. Jhs. v. Chr. Weitere Wiederherstellungen folgen. Trotz dieser Wechselfälle stammt der heute sichtbare Teil der Mauern noch aus dem 5. Jh.. Bei einer durchschnittlichen Stärke von 2 m ist die Mauer in Schalenbauweise, aus äußeren Gesteinsblöcken und dazwischen gefüllter und gestampfter Erde oder Steinen, aufgebaut. Der äußere Mauerverband variiert. So findet man abschnittsweise polygonales Mauerwerk, oder aber eine Konstruktion aus groben, teilweise zyklopenhaften Marmorblöcken. Zwischen Pythion und Theater herrschen Steinschichtungen aus langen Gneisblöcken vor, abschnittsweise auch gemischt aus Gneis und Marmor. Die geläufigste Mauerart besteht aus gleichmäßig gehauenem und geschichtetem Marmor. Unterhalb des Pan-Abbruchs liegt ein mächtiger, aus der Mauer gestürzter Block mit eingemeißelten großen apotropäischen Augen. Mehr als 15 Türme und Eckbastionen werden in die Stadtmauer integriert, darunter der prächtige Turm am Tor des Zeus und der Hera und eine ungewöhnliche Turm-Bastion mit imposanter Marmortreppe am Pan-Abbruch.
    Elf Stadttore werden angelegt, wovon fünf, einzigartig in Griechenland, auf den Durchgangsseiten mit Reliefs geschmückt sind, auf denen Götter oder Heroen als Beschützer der Stadt dargestellt sind: das Tor des Hermes und der Chariten mit einer männlichen Gestalt, über die Schulter gehängtem Mantel, auf die Stadt zuschreitend, hinter ihm drei verhüllte weibliche Gestalten; das Tor der Göttin auf dem Wagen oder Triumph-Tor, eine Reliefdarstellung der Göttin Artemis auf einem von zwei Pferden gezogenen Wagen im fein gefälteltem Umhang, die Zügel in der linken Hand, das Gespann führend eine männliche Gestalt (Hermes); der monumentale Tor-Turm des Zeus und der Hera mit der Darstellung der thronenden Hera, das Zepter in der Hand, davor die geflügelte Botin Iris; das bedeutendste Tor der Stadt, das des Herakles und des Dionysos, mit einer Breite von 4,75 m, einer Inschrift, die Zeus, Semele und Alkmene als Beschützer der Stadt benennt, darunter ein Relief des als Bogenschütze knienden Herakles im Löwenfell, gegenüber die Darstellung des Dionysos mit Mänaden; das Tor des Silen, mit einem monumentalen Relief von 2,4 m Höhe, dem größten bekannten Figuren-Relief in der griechischen Welt, einen in Richtung Stadt gehenden und einen Kantharos haltenden Silen zeigend, darunter eine Giebelnische für Opfergaben; ein mächtiges Ausfalltor, eine Poterne zwischen Silen- und Parmenon-Tor; das Tor des Parmenon mit der Inschrift „Parmenon hat mich gemacht“.
    470–460 v. Chr. entsteht im Bereich des öffentlichen Platzes ein zweigeschossiger Bau (55 × 13 m). Die Zugänge in die sieben Räume zu der nordöstlich entlang des Gebäudes verlaufenden Straße hin, sowie in die acht Räume zur Agora hin, lassen vermuten, dass es sich um das Prytaneion, den Sitz des Magistrats der Stadt, handelt. Dieses Gebäude wurde bis in die späte Kaiserzeit genutzt. Die Hauptverkehrsader erfährt um 480 v. Chr. an ihrem Ostende eine monumentale und spektakuläre Verlängerung durch den Bau der Passage der Theoroi. Der 11 m lange, plattenbelegte Durchgang zeigt Reliefs mit Darstellungen des Apollon und der Nymphen an der Westseite und des Hermes mit den Chariten an der Ostseite. Die zugehörigen Inschriften geben Opfervorschriften wieder. Auf Nymphen- und Charitenkult deuten Opfernischen im Durchgang hin, auf den Wänden sind Listen der thasitischen Kultbeamten, der Theoroi, eingemeißelt. Die Reliefs der Passage wurden 1864 von dem französischen Reisenden E. Miller entdeckt und in das Museum des Louvre verbracht.
    Auf der ausgegrabenen Stele des Hafens finden sich drei Straßen in der damaligen Stadt: Die „Straße des Heiligtums der Chariten“ als die große Lebensader zwischen Herakleion und Artemision, die „Straße entlang des Prytanaion“, und die „Straße vom Herakleion zum Tor bei den Fischen“. Der ursprüngliche Hafen der Stadt liegt in der Bucht direkt südwestlich von Kap Evraiokastro. Er war vermutlich im 7. und 6. Jh. v. Chr. ohne Anlegestelle und Wellenschutz. Die nördliche Mole, deren Fundamente heute noch unter Wasser sichtbar sind, wird um 500 v. Chr. erbaut und weist eine Länge von etwa 110 m und eine Breite von 18 m auf. Am Kopf der Mole wird ein mächtiger Turm von etwa 20 m Durchmesser aufgesetzt. Auf der Molen-Nordseite entsteht ein Wall, der in Stärke und Höhe der Stadtmauer entspricht und dem Wind- und Wellenschutz gedient haben dürfte. Der zweite Hafen der Stadt, der Geschlossene Hafen, der ausschließlich als Kriegshafen dient, wird zu Beginn des 5. Jhs. v. Chr. durch ins Meer ragende Molen, Mauern und Leuchttürme umfassend geschützt. Die thasitische Flotte besitzt zu Beginn des Jhs. 45 bis 50 Trieren, für deren Erhaltung an den drei Innenseiten des Hafens 15 Schutzbauten, Neorien, aufgebaut sind. Manche der Grundmauern sind Unterwasser noch erhalten. Der Hafen wird stadtseitig durch eine Mauer geschützt.
    Das für Thasos gigantische Unternehmen des Mauerbaus wird zur selben Zeit begleitet von mehreren umfangreichen baulichen Tätigkeiten in den kultischen, öffentlichen und privaten Bereichen: Die Wohnbezirke werden von der Gegend nördlich des Hermes-Tores (Haus des Dimitriades) bis zum Zeus-Tor nach Südwest und zum Silen-Tor nach Süden erweitert. Im Artemision betritt man jetzt über die Treppe eines monumentalen Propylons den Platz mit einem großen rechteckigen Altar und den Tempelbereich der Schutzgöttin Artemis. Neu gebaut werden eine große rechteckige Opfergrube, angelehnt an die untere Terrassenmauer, sowie eine zweite runde Opfergrube auf dem Platz unterhalb des Heiligtums; im Herakleion wird der Tempel des 7. Jhs. durch den Neubau eines Antentempel mit einer Cella von 13 x 9 m ersetzt. Die Ostseite wird bebaut mit einer Galerie von 8 × 63 m, die Südseite mit den Räumen für die Versorgung der an den Opferfesten teilnehmenden Bürger. Die Terrasse des Pythion wird nach Westen erweitert und mit einer 40 m langen Stützmauer versehen. Ende des 5., Anfang des 4. Jhs. v. Chr. entsteht hinter der Stadtmauer am Meer, innerhalb einer Umwallung aus gleichförmigen regelmäßigen Blöcken das Poseidonion (49 × 33 m). Ein monumentaler zweitüriger Zugang aus Nordwest führt durch eine Säulenreihe in den Innenhof. Die rechte Seite des Hofes ist bebaut mit einer Reihe von 6 Räumen mit vorgesetzter Säulenhalle, die wohl als Gästeunterkünfte (Hestatorien) bei den Winterfeiern zu Ehren Poseidons dienten. Im mittleren Hof befinden sich von Nordost nach Südwest verschiedene Konstruktionen: einer runden Basis als Sockel einer Statue, ein rechtwinkliger Altar und die Plattform einer kleinen Kapelle. Hier kommen die Statuetten einer weiblichen Göttin reitend auf einem Delphin, einer Aphrodite Pelagia oder Amphitrite zur Aufstellung. Vor dem Zugang zum Heiligtum steht gegenüber dem Tor der Göttin ein Altar, der die Inschrift Hera des Hafens trägt. Während die Lage der alten Nekropolen des 7. und 6. Jhs. v. Chr. bis heute unbekannt geblieben ist, sind aus dem 5. Jh. v. Chr. bis in das 3. Jh. n. Chr. viele Sarkophage sichergestellt und Gräber aufgedeckt worden. Aus dieser Zeit stammen auch zahlreiche wertvolle Grabstelen.
  • 4. und 3. Jh. v. Chr.
    Nach den politischen und militärischen Wirren des 5. Jhs. gilt das 4. Jh. v. Chr. für Thasos als eine Periode der wirtschaftlichen Prosperität. Unter der Akropolis wird weiterhin der ertragreiche Goldabbau vorangetrieben. Die günstige Situation drückt sich deutlich in der 1. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. in Stadtentwicklung und -Architektur aus, ganz konkret vor allem aber in der Platzierung und Strukturierung der Agora. Die Auslegung der Anlage wird in den generellen Linien auf der etwa 120 × 140 m großen trapezförmigen Fläche festgelegt. Die spärlichen Reste von Baulichkeiten des 6. und 5. Jh. v. Chr. im Norden und in der Westecke des Platzes sind unbedeutend. Als frühester, innerhalb des Platzes erstellter Bau, gilt das Anfang des 4. Jhs. erbaute Heiligtum des zum Markt gehörigen Zeus Agoraios Thasios. Der Antentempel mit Vorhalle (12 × 6 m) sowie ein rechteckiger Altar werden im nördlichen Bereich der Agora, von einer brüstungsartigen Mauer umschlossen, platziert.
    In der zweiten Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. nimmt die Abgrenzung des Platzes weiter Gestalt an: Nach Nordosten ist es der marmorne Paraskenia-Bau (21,55 × 9,33 m), ein Gerichtsgebäude mit einer eindrucksvollen 12-säuligen dorischen Front. Im Architrav finden sich Teile von Inschriften der Gründer, die Traufziegel sind mit schmückenden Ornamenten versehen. Im Inneren findet sich an der Mauer die Liste der Archonten des ersten Magistrats der Stadt, die bis in das 3. Jh. n. Chr. fortgeführt wird. Es ist dort auch die offizielle Korrespondenz mit Rom im 1. Jh. v. und n. Chr. eingeschrieben. Zu Ehren des thasitischen Athleten Theagenes werden im nordwestlichen Bereich der Agora Stufenaltar und Statue errichtet.
    Nach Südosten entsteht zu etwa derselben Zeit ein etwa 140 m langes und 10 m tiefes, eingeschossiges Wirtschaftsgebäude, das nach Südwesten etwa 60 m über die Agora hinausreicht. Die von der Hauptverkehrsstraße her zugänglichen Räume beherbergen zahlreiche Geschäfte, Werkstätten, Lager- und Wohnräume. Zwei Passagen führen in die Agora, eine dritte direkt zum geschlossenen Hafen. Dort entsteht an der Verbindung von Stadt- und Hafenmauer mit drei Kasematten das Tor zum Meer.
    Das Theater der Stadt besteht nach Hippokrates[4] bereits in der 2. Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. Ein archäologischer Nachweis dafür liegt nicht vor, obwohl im Bereich des Bühnengebäudes archaische Reste vorzuliegen scheinen. Nach neueren Untersuchungen (1992–1995) wird als erster Bau das Bühnengebäude (Koilon) und die Zuschauertribüne am Ende des 4. bis erstes Viertel des 3. Jhs. v. Chr. errichtet. Das Proszenium, Anfang des 3. Jhs. v. Chr. von dem Bürger Lysistratos gestiftet, weist 12 dorische Säulen mit einer Schaftlängen von etwa 4,8 m zwischen zwei Pilastern auf und trägt ein Architrav mit einem Triglyphenfries.
    Hippokrates erwähnt das Dionysion bereits im 5. Jh. v. Chr. Der Bezirk ist bis heute erst teilweise aufgedeckt. Am besten erhalten sind Partien der Umfassungsmauer aus Marmorquadern aus dem 4. Jh. v. Chr. Der Votivsockel zwischen den Eingangspforten aus dem Ende des 4. oder Anfang des 3. Jhs. v. Chr. hat mehrere Statuen, die die Personifikationen der Tragödie, der Komödie, der Dithyrambos und der Nocturne darstellen, getragen. In dem Monument im Nordwesten werden zwei Statuen, wahrscheinlich des Dionysos und einer Frauengestalt, aufgestellt. Im äußersten Nordosten des Platzes ist ein beachtliches Monument mit einer Gesamthöhe von 9 m mit einem Portikus von vier dorischen Säulen und einer großen halbkreisförmigen Basis im heiligen Bezirk errichtet. Die Namen der Künste und ihre Darsteller sind eingemeißelt, mittig steht ein überlebensgroßer Dionysos. Vor der Treppe des Monuments liegen zwei Altäre des 4. Jhs. v. Chr., an denen man dem Guten Daimon und der Guten Tyche geopfert hat.
    Ende des 4. Jhs. v. Chr. entsteht in unmittelbarer Nähe des Herakleion das sehr bedeutende marmorne Monument des Thersilochos. Das Bauwerk misst 32 × 32 m. Der Zugang im Nordosten führt durch eine Vorhalle mit 8 dorischen Säulen. Im Inneren befinden sich 16 ionische Säulen von 6,5 m Schaftlänge auf massiven Sockeln in einem Karree von jeweils 15 m. Auf dem Fassaden-Architrav nennt eine Inschrift den Namen des thasitischen Stifters Thersilochos.
    Anfang des 3. Jhs. v. Chr. entsteht die Begrenzung der Agora zum Hafen hin durch den Bau der monumentalen, marmornen Nordwest-Säulenhalle. Sie erreicht etwa 98 m Länge bei 14 m Breite und einer beachtlichen Deckenspannweite von etwa 12 m. Zum Platz hin stehen zwischen den Anten 35 dorische Säulen mit Schaftlängen von 5,2 m und einem unteren Durchmesser von 0,7 m. Der Triglyphenfries ist gekrönt von einer Skulpturenkette mit Akanthus-Ranken, darüber Traufziegel mit Löwenköpfen. Die nördliche Baulücke der Agora wird mit dem großen Tuffgebäude geschlossen. In der Südwestmauer dieses Bauwerks sind in hellenistischem Stil großblockige Orthostaten verarbeitet. Das im Inneren vorhandene halbrunde Fundament lässt vermuten, dass es sich um das Bouleuterion der Stadt handelt.
    Die Südtrasse der Stadtmauer erfährt Mitte des 3. Jhs. v. Chr. eine Verstärkung durch den Einbau von 13 mächtigen Türmen, sowie die Umgestaltung der Stadttore des Zeus, des Silen und des Hermes. Erstmals ist ab Mitte des 3. Jhs. v. Chr. die Wohnbesiedlung der Stadt rückläufig, was sich weiter fortsetzt während der zwei letzten Jh.e v. Chr. Bestimmte Stadtteile, die ehemals dicht bewohnt waren, werden aufgegeben oder sind nur noch ärmlich besiedelt.
  • 2. und 1. Jh. v. Chr.
    In dieser Epoche nimmt die Agora mit dem Bau von Säulenhallen an drei Seiten ihre definitive Form an. Die Nordost-Säulenhalle schließt an das Paraskenia an und weist 12 monolithische dorische Säulen auf. Vor der Halle steht das hierher umgesetzte Monument des Glaukos aus dem Jahre 600 v. Chr. An der Hauptverkehrsstraße im Südosten, wird an die Gebäudezeile des 4. Jhs. v. Chr. eine 90 m lange zweigeschossige Pfeilergalerie angebaut, die einen langen Saal von 9 m Breite beinhaltet. Davor entsteht zum Inneren des Platzes die Südost-Säulenhalle mit 33 monolithischen dorischen Säulen. Auf der Südwestseite wird die Agora abgeschlossen durch die ebenfalls dorische Südwest-Säulenhalle mit wiederum 32 Säulen. Der Portikus verläuft in direkter Richtung der Straße vom Meerestor zur Westecke der Agora. Dieser Zugang wird über eine breite Treppe und durch ein auf der Westseite mit zwei Säulen, zur Agora mit einem zweiflügeligen Tor versehenes Vestibül auf. Den Abschluss der Agora nach Südwest bildet ein Gebäudetrakt mit 3 Sälen und einer monumentalen Passage von der Südecke der Agora auf einen großen, von Gebäuden umgebenen öffentlichen Platz außerhalb der Agora.
  • 1. bis 3. Jh.: Römische Epoche
    Im 1. Jh. n. Chr., insbesondere unter Kaiser Hadrian, vollzieht sich eine nochmalige Periode der Erneuerung quer durch die Stadt. Das Theater wird, dem neuen Geschmack entsprechend, für Schauspiele mit wilden Tieren und für Gladiatorenkämpfe umgebaut: Die Orchestra wird in eine Arena verwandelt. Um 140 n. Chr. lässt der Thasit Heragoras am Fuße der Tribüne eine Balustrade, umgeben von einem Schutzgitter anbringen. Das Bühnengebäude wird erneuert. Im Zentrum der Agora entsteht ein Monument geweiht dem Kaiser Augustus und seiner Familie, insbesondere seinem Sohn Lucius Caesar. An der Westecke des Platzes, mit Anbindung an die Straße zum Meer, entsteht der Platz mit Exedra, ein marmorbelegter, peristyler Platz, mit dreiseitigen Kolonnaden, zur Straße hin mit ionischen Säulen, korinthischen Kapitellen und einem monumentalen Eingang, an der Hinterseite steht die Exedra. Eine Inschrift weist als Spender auf den Thasiten Komis hin. Im Südwesten des öffentlichen Platzes werden die Fünf Exedren, halbrunde marmorne Sitzbänke mit mittig erhöht stehenden Bronzestatuen, errichtet. Nicht weit von der Südecke des öffentlichen Platzes, auf der Südostseite der großen Straße, lässt der Thasite Tiberius Claudius Cadmos vom Bildhauer Limendas eine weitere monumentale Exedra mit ionischem Fries und Statuen seiner Familie errichten.
    Innerhalb und außerhalb der antiken Stadt konnte eine lokal definierte Nekropole bisher nicht festgestellt werden. Es haben sich jedoch besonders durch die Aussagen der frühen Reisenden deutliche Hinweise darauf ergeben, dass die Nekropole in der Ebene vor den westlichen und südwestlichen Toren der Stadt vermutet werden kann. In diesem Bereich, sowie am Hafen und an den Ausfallstraßen wurden zu Beginn des 19. Jhs. noch mehr als 50 Sarkophage und zahlreiche Grabstelen beschrieben.
    In der 2. Hälfte des 2. Jhs. haben sich die Wohnbereiche der Stadt innerhalb der Mauern wieder ausgebreitet, ebenso außerhalb nach Westen hin. Hier müssen Lagerhallen und Magazine des 1. Jhs. n. Chr. Platz machen. Weiter im Süden, am Ende der Hauptstraße, erhebt sich in der 2. Hälfte des 2. Jhs. ein monumentaler Bogen, der etwas später dem römischen Kaiser Caracalla und dessen Familie gewidmet wird. Das 3-bögige Triumphtor misst eine Breite von 17 m, Tiefe von 2 m, der Mittelbogen eine Höhe von 10 m, die Seitenbögen von 7,5 m. Architrav und Fries sind einfach gestaltet, der einzige Schmuck besteht aus Blumenranken an den zentralen korinthischen Bogenstützen und Kapitellen, sowie einer Inschrift zu Ehren des Kaiser am Architrav des Hauptbogens.
    In den letzten Jahrzehnten des 2. Jhs. erfolgt eine Neugestaltung und Verschönerung der Sektoren südlich der Agora, des so genannten römischen Viertels: Anschließend an die Bauten des 4. Jhs. v. Chr. wird nach Süden der Platz mit den hundert Bodenplatten erbaut. Mit einer 20-säuligen ionischen Kolonnade und zwei Portiken nach Nordwest zum Meer und nach Südost zur Hauptverkehrsstraße. Auf der anderen Straßenseite entsteht in einem ursprünglichen Wohnbereich der letzte Prunkbau, das Odeon, bestimmt für Schauspiele, Konzerte und Konferenzen. Dieses Bauwerk mit einer Fassade von 52 m zeigt den Charakter eines griechischen Theaters in seiner zwei-Drittel-runden Orchestra. Im Übrigen herrscht bei dem geschlossenen Gebäude römische Bauweise vor. Als letzter, bisher identifizierter griechischer Kultbau entsteht am Kap Evraiokastro, über dem antiken Thesmophorion, in der ersten Hälfte des 3. Jhs. ein Gebäude mit vorgesetzter Säulenhalle. In der 2. Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. führt wahrscheinlich der Einfall der Heruler zu großen Zerstörungen und Plünderungen in der Stadt.
  • 4. bis 12. Jh.: Byzantinische Herrschaft
    Die Ablösung der griechisch-römischen Religion durch das Christentum und die bereits ab der frühchristlichen Zeit erfolgenden Piratenüberfälle haben den Verfall und die Zerstörung der archaischen Heiligtümer und Denkmäler zur Folge.
    Im Stadtbild zeigen sich im 4. / 5. Jh. wesentliche Einschnitte und Änderungen. Ohne Bezug auf das antike Raster wird nach einer neuen Planung umgestaltet. Verwaltungsgebäude und antike Heiligtümer werden abgerissen, das Steinmaterial für christliche Bauten verwendet und viele Kunstwerke nach Konstantinopel verbracht. Auf dem zerstörten antiken Gerichts-Gebäude in der nordöstlichen Agora platziert man im 5. Jh. die dreischiffige Akakios-Basilika (23 × 15 m) mit Narthex und Diakonikon. Am Kap Evraiokastro entstehen im 5. / 6. Jh. eine dreischiffige Basilika mit Narthex und Baptisterium (25 × 15 m), mehrere Grabmäler und ein Friedhof. Im 6. Jh. wird im südwestlichen Strandbereich außerhalb der Mauer eine mächtige dreischiffige Kirche im Stil einer frühchristlichen byzantinischen Basilika (44 × 17 m) über einem römischen Wohnviertel aufgerichtet.
    Die verheerenden Überfälle, Belagerungen und Besetzungen durch Vandalen, Awaren und Bulgaren im 5. bis 12. Jh. führen schließlich zur totalen Zerstörung und Verödung der Stadt. Die antiken und die frühchristlichen Bauwerke liegen schließlich über Jh.e in Trümmern.
    Im Zuge des Vierten Kreuzzuges fällt Enrico Dandolo mit seinem venezianisch-fränkischen Heer auf dem Wege nach Konstantinopel um 1204 auf Thasos ein. Er errichtet im östlichen Bereich der Akropolis eine Burganlage und befestigt die Stadtmauern. Michael VIII. Palaiologos nutzt 1261/64 Thasos als Flottenstützpunkt. Es wird angenommen, dass ihm damals die Zitadelle auf der Akropolis, zur Verfügung steht. Dieses Bauwerk auf dem Pythion-Plateau wird 1307 durch den Genuesen Tidedio Zaccaria renoviert. Die Zitadelle wird am südlichen Zugang durch zwei Bastionen gesichert. Durch einen Wach- und einen Empfangsraum gelangt man in den Burghof. Ein zweiter Zugang findet sich im Nordwesten. Zwei Zisternen und eine Kapelle liegen im nördlichen Hofbereich. In der Festung ist eine große Zahl von marmornen Bauteilen und mächtigen Säulen aus dem Athena-Tempel verbaut.
    Als 1357 der byzantinische Kaiser Johannes V. Palaiologos den Bithyiern Alexis und seinem Bruder Johannes die Insel erbrechtlich überlässt, wird auch der Hafen zusätzlich befestigt: am antiken Kriegshafen entsteht die mittelalterliche Hafen-Zitadelle, die sich vom Meeres-Tor über die Hafenmauer bis über die nordwestliche Säulenhalle der Agora erstreckt. Der verbliebene Viereckturm wird im Jahre 1931 wegen des Museumbaus abgerissen.
    Die Akropolis-Zitadelle wird in der 1. Hälfte des 15. Jhs. von dem Archon von Thasos, dem Genuesen Dorino I. Gattilusio nach Südwesten hin nochmals durch zwei Türme verstärkt. Zwischen den Türmen wird vor der Westmauer ein Glacis angelegt
  • 13. bis 21. Jh.
    Die Insel Thasos und die in Trümmern liegende antike Stadt Thasos werden ab dem 15. Jh. von den frühen Reisenden beschrieben. Der Ort war verfallen und über sieben Jh.e verlassen geblieben. Die Einwohner hatten sich infolge der andauernden Piratenüberfälle in die Berge – hauptsächlich in die Orte Panagia und Potamia – zurückgezogen. Genutzt wurde weiterhin eine Anlegestelle westlich des versandeten antiken Kriegshafens, bezeichnet als Hafen (Σκάλα) von Panagia. Eine vermutlich erste, jedoch im und um den Bereich der Akropolis beschränkte Wiederansiedlung, erfolgte ab 1204 infolge des Erscheinens der venezianischen Kreuzfahrer auf der Insel. Noch 1831 war das eigentliche Stadtgebiet verödet und von Bäumen und wildem Wein überwachsen.[6] Erst in der 2. Hälfte des 19. Jhs. kehrten die Einwohner in den Ort zurück. In dieser Zeit erwachte das internationale Interesse an den antiken Ruinenstätten der Insel. Archäologen und Wissenschaftler durchforschten Stadt und Insel, dokumentierten ihre Funde und verbrachten die wertvollsten und leicht zugänglichen Artefakte in die Museen von Istanbul, Paris und London.
    Systematische Ausgrabungen wurden 1911, noch zu Zeiten der Osmanischen Herrschaft, von der Ecole francaise d’Athenes aufgenommen und mit Unterbrechung durch die beiden Weltkriege bis heute durchgeführt. Seit 1969 geschieht dies in Zusammenarbeit mit der Ephorie für Prähistorische und Klassische Altertümer in Kavala.


GPS-Daten: N 40,77991° O 24,71321°

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